2. Dezember 2025

0 Kommentare

Dubai, Dubai über alles?

Wie man seine Seele für 0 % Einkommensteuer verkauft

Na, schon die Koffer gepackt, Beauty-Babsi? Träumst du auch davon, dein »Life und dein Business voll safe nach Dubai zu shiften«? Man kann es dir kaum verdenken. Die Sonne scheint immer, die Einkommensteuer liegt bei null Prozent und das »unternehmerfreundliche Klima« wird dir in jedem zweiten YouTube-Video als das Gelbe vom Ei verkauft. Ein El Dorado für digitale Nomaden, Krypto-Jünger und all die »Keto-Kevins«, die ihr »Mindset« auf Erfolg trimmen wollen.

Bevor du aber deine Krypto-Wallet einpackst und den Flug buchst, lass uns mal kurz über den wahren Preis deines sonnigen Paradieses reden. Spoiler: Er wird nicht in Dirham bezahlt, sondern in Menschenwürde. Und zwar nicht deiner, sondern der von Millionen anderen. Denn Dubai ist das Realität gewordene Metropolis, jene Zukunftsstadt aus Fritz Langs Stummfilmklassiker. Eine Stadt, die in zwei Welten geteilt ist: eine glitzernde Oberwelt für die Elite – also dich – und eine dunkle, mörderische Unterwelt für die Arbeiter. Du lebst oben im Luxus, aber nur, weil andere unten für dich schuften und sterben.

Willkommen in der Unterwelt – Deine persönliche Dystopie, von anderen bezahlt

Dein atemberaubender Infinity-Pool mit Blick auf den Burj Khalifa? Gebaut von jemandem, der dafür vielleicht seinen Pass abgeben musste. Der freundliche Kellner, der dir den Acai-Smoothie serviert? Womöglich wartet er seit Monaten auf seinen Lohn, der kaum zum Überleben reicht. Das Fundament deines Influencer-Paradieses heißt »Kafala-System«, ein hübsches Wort für moderne Leibeigenschaft. Es bindet über 88 Prozent der Bevölkerung, die Arbeitsmigranten, an einen Bürgen, ihren Arbeitgeber. Dieser kontrolliert Arbeitserlaubnis, Aufenthaltsstatus und oft auch die Bewegungsfreiheit. Den Job wechseln oder das Land verlassen? Nur mit Zustimmung des Chefs. Wer ohne Erlaubnis geht, gilt als »entlaufen« und wird kriminalisiert.

Du beschwerst dich über schlechtes WLAN im Fünf-Sterne-Hotel? Viele der Arbeiter, die es gebaut haben, hausen in überfüllten, unhygienischen Camps und verdienen mit Löhnen, die oft nicht einmal die Grundbedürfnisse decken, weniger, als du für ein Abendessen ausgibst. Die Hitze allein ist eine tödliche Gefahr, die zu Nierenversagen und Herzstillstand führt. Wie viele sterben? Die offiziellen Statistiken sind ein schlechter Witz. Todesursache: »natürliche Ursachen«. NGOs schätzen, dass in der Golfregion jährlich bis zu 10.000 Migranten aus Süd- und Südostasien ihr Leben lassen. Dubai ist eine moderne Moloch-Maschine, wie in »Metropolis«, die unaufhörlich Menschenopfer verschlingt, um zu wachsen. Und jeder, der dorthin zieht und das System durch seine Anwesenheit und sein Geld stützt, füttert diese Maschine.

Der goldene Käfig – Wie Dubai deine Stimme kauft und dich zum Schweigen bringt

Du denkst, du bist ein freier Content-Creator? Süß. Um in Dubai als Influencer legal Geld zu verdienen, musst du erstmal tief in die Tasche greifen. Ein ganzes Bündel an Lizenzen ist nötig, die dich schnell mehrere Tausend Euro pro Jahr kosten können. Du denkst, das ist nur Bürokratie? Falsch. Das ist der Preis für dein Schweigen. Mit diesen Lizenzen kaufst du dir nicht die Freiheit, sondern verkaufst sie. Du wirst vom unabhängigen Unternehmer zum staatlich registrierten und kontrollierten Agenten.

An deine Lizenz geknüpft sind die »Media Content Standards«, ein wunderbar dehnbarer Katalog an Verboten. Du musst »das Regierungssystem des Staates, seine Symbole und Institutionen respektieren«. Du darfst nichts veröffentlichen, das »die nationale Einheit und den sozialen Zusammenhalt schädigt« oder »die vorherrschenden Werte in der Gesellschaft verletzt«. Was das genau heißt? Was immer der Staat will, dass es heißt. Eine harmlose Beschwerde über eine Behörde, ein kritischer Witz über den Scheich – all das kann das Ende deiner Karriere, deines Visums und deines Aufenthalts bedeuten. Die Konsequenzen reichen von Geldstrafen über Haft bis hin zur Abschiebung. Deine »Authentizität« ist jetzt Eigentum des Staates. Jeder Post mit #DubaiLife ist eine bezahlte Partnerschaft mit der Unterdrückung.

Die feinen Unterschiede – Warum deine Freiheit eine Illusion ist

»Aber für Frauen ist es doch so sicher und liberal!«, hör ich dich sagen, Beauty-Babsi. Klar, du darfst im Bikini am Pool liegen und Auto fahren. Das ist die Fassade. Aber kratz mal dran. Das Gesetz unterwirft dich immer noch der männlichen Vormundschaft. Du brauchst die Erlaubnis eines Mannes, um zu heiraten. Vergewaltigung in der Ehe? Kein Straftatbestand. Und das Beste: Wirst du vergewaltigt und zeigst es an, ohne es zweifelsfrei beweisen zu können, landest DU im Knast. Wegen »außerehelichem Geschlechtsverkehr«. Frag mal die Töchter des Herrschers von Dubai, die versucht haben zu fliehen und gewaltsam entführt wurden.

Und falls du zur LGBTQIA+-Community gehörst oder auch nur einen Funken Sympathie für sie hast: Pack deine Koffer wieder aus. Gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen sind ein Verbrechen. Darauf stehen bis zu zehn Jahre Haft, Auspeitschung, Deportation und theoretisch sogar die Todesstrafe. Die scheinbare Toleranz in den Hotelbars ist eine lebensgefährliche Illusion. Deine Privilegien als Westler sind nur geliehen. Sie gelten nur so lange, wie du stillhältst, konsumierst und die Propaganda verbreitest.

Deine Wahl: Komplize oder Mensch?

Am Ende ist es ganz einfach. Das »Paradies« Dubai ist ein System, das auf der systematischen Ausbeutung von Millionen und der Unterdrückung von grundlegenden Menschenrechten aufgebaut ist. Es ist kein Bug, es ist das Feature. Der Glanz existiert nur wegen des Schattens.

Die Frage ist also nicht, ob du es dir leisten kannst, nach Dubai zu ziehen. Die Frage ist, ob du es mit deinem Gewissen vereinbaren kannst, Teil dieses Systems zu werden. Ob du bereit bist, für ein paar Sonnenstrahlen und Steuererleichterungen deine Werte über Bord zu werfen.

Denk nach. Echte »Creators« erschaffen etwas von Wert. Sie verkaufen sich nicht an das höchste Gebot eines Unrechtsstaates.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

Und? Habe ich Ihr Interesse geweckt?

>